Newsletter vom 15.04.2003
Betreff: Frau Martins Eindrücke
Guten Tag,
Nun, ist sie vorbei, unsere Aufführung "woyzeck –
ein Versuch"!
Einige meiner Spieler sagten mir am Samstag nach dem
Abbauen, dass sie wirklich traurig seien, dass nun schon alles vorbei
sein soll. Es ist wahr, nach den Anstrengungen der letzten Wochen
tut sich, denke ich, erst einmal für alle Beteiligten eine
Leere auf, so dass man versuchen muss, seine Zeit wieder anders
zu organisieren.
"Ich muss jetzt gehen!" – Das ist
einer meiner Lieblingssätze während der anstrengenden
Hauptprobenzeit.
Zugegebenermaßen konnten wir bei den zahllosen Proben nicht
immer unseren Plan gut einhalten, weil wieder einmal etwas dazwischenkam
und die eine oder andere Szene nicht sitzen wollte oder wir uns
nicht darüber einig waren, wie sie jetzt aussehen sollte. So
kommt es dann einfach dazu, dass ein Spieler tatsächlich eine
Stunde oder gar noch länger zum Zuschauen verdammt ist. Wenn
seine Zeit dann abgelaufen ist, muss er gehen! So einfach ist das!
"Die Technik dient dem Spiel, und nicht umgekehrt!"
– auch das ist ein wichtiger Satz, der während der Proben
und der Aufbauzeit von mir häufig verwendet wird.
Auch wenn ich meine Techniker ganz häufig bremsen muss, bin
ich doch sehr glücklich sie zu haben. Ich weiß ganz genau,
dass ich mich in jedem Fall auf sie verlassen kann, und das ist
für mich ein höchst wichtiger Faktor. Zwar erscheinen
sie mir manchmal wirklich zu technikverliebt, aber ich denke, im
Gespräch, manchmal auch im Streitgespräch, haben wir bisher
noch immer einen Weg gefunden, mit dem alle zufrieden sein konnten.
Auch in diesem Jahr haben wir unsere Aufführungen
trotz aller Widrigkeiten, deren es wie immer nicht wenige gab, geschafft.
Wenigstens hat diesmal niemand seine Schulaufgabe, seine Abfrage,
seine letzte höchst wichtige Unterrichtsstunde vor dem Abitur,
seine wichtige Sitzung mit dem AK xyz verpasst. Oder doch?
Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Schüler, auf
meine Theatertruppe, die ein gemeinsames Projekt durchgeführt
und ganz bravourös gemeistert hat, wie es ansonsten im Schulalltag
gar nicht möglich ist. In welchem Kurs sonst arbeiten so viele
Schüler im Team an einem Projekt? Wo sonst sind sie bereit,
so unendlich viel Zeit und Energie zu investieren? Wo sonst entwickeln
sie einen solchen Teamgeist? Ich muss sagen, dass ich ein solches
Arbeiten im Schulalltag noch nie erlebt habe, und ich freue mich
sehr, dass ich dies mit der Theatergruppe im drg erfahren darf.
Für mich persönlich ist es auch diesmal wieder ein besonderes
Erlebnis gewesen. Auch wenn die gruppenspezifischen Erlebnisse in
jedem Jahr anders sind, empfinde ich sie als große persönliche
Bereicherung, die ich inzwischen gar nicht mehr missen möchte.
Es ist nicht zuletzt ein wunderbares Gefühl, an den Aufführungstagen
die Ehemaligen zu sehen, die teilweise beide Aufführungen besuchen
und voller Wehmut mir erzählen oder auch schreiben, wie traurig
sie sind, dass sie nicht mehr dabei sein dürfen. In diesem
Zusammenhang möchte ich auf den einen oder anderen Eintrag
im Gästebuch verweisen.
All das ist für mich eine besondere Erfahrung
in meinem beruflichen Leben, für die ich all meinen Schülern,
den diesjährigen und den ehemaligen, ganz herzlich danken will.
Ich muss wohl doch weitermachen!
Chr. Martin
Ein kurzer Hinweis zum Schluss:
Ab sofort finden Sie auf www.dramatisches-gestalten.de Infos über
unsere Werbeaktionen, einen Zeitungsartikel und die beiden Videos,
die wir während der Aufführung gezeigt haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Grundkurs Dramatisches Gestalten