Der Hintergrund für sein Drama, war ein
Kriminalfall, der zu Büchners Zeit großes Aufsehen erregt
hat.
Im Jahre 1821 erstach in Leipzig der 41-jährige Perückenmachergeselle
Johann Christian Woyzeck seine Geliebte. Auf Grund seiner Arbeitslosigkeit
war er auf der ständigen Suche nach einem Bett und einer warmen
Mahlzeit. Hinzu kamen psychische Probleme wie Depressionen/Halluzinationen.
In dem psychologischen Gutachten, das von dem Hofrat Johann Christian
August Clarus erstellt wurde, heißt es: "Viele moralische
Verwilderung, Mangel an äußerer und innerer Handlung
und Verwechslung des Subjektiven mit dem Objektivem."
Es besteht kein Zweifel, dass Woyzeck an Zwangsvorstellungen und
Sinnestäuschungen litt. Dennoch wurde er für schuldig
erklärt und am 27.08. 1824 öffentlich hingerichtet.
Jedoch ging die Diskussion über die Zurechnungsfähigkeit
Woyzecks noch jahrelang weiter. Gutachten und Gegengutachten wurden
in der "Zeitschrift für Staatsarzneikunde" veröffentlicht,
bei der Büchners Vater selbst tätig war, so also ein indirekter
Kontakt zwischen Georg Büchner und dem Fall Woyzeck besteht.
Jedoch stellt das Drama Woyzeck keine identische Wiedergabe des
Kriminalfalls dar. Gerade wegen der dramatischen Wirklichkeit hat
Büchner sein Drama mit Einzelheiten aus diesem Kriminalfall
gespickt.
So verwandelt er den Frontsoldaten aus Leipzig in einen hessischen
Infanteristen. Aus dem ledigen Obdachlosen wird ein Familienvater
im "Quasi-Ehestand".
Inhalt
Das Drama spielt in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhundert in einer hessischen Garnisonsstadt.
Im Mittelpunkt steht der Soldat Franz Woyzeck, der zum tragischen
Antiheld des Stückes wird. Auf Grund seiner schlecht bezahlten
Anstellung beim Militär - seine Aufgaben beinhalten niedrige
Dienste wie das Schneiden von Stecken und das Rasieren des Hauptmanns
- stellt er sich gegen Bezahlung für ein wissenschaftliches
Experiment zur Verfügung.
Sein geringes Einkommen ist auch der Grund, weshalb er seine Partnerin
Marie, mit der er in Kind hat, nicht heiraten kann. Marie, die selbst
in einer auswegslosen Situation lebt, beginnt mit dem Tambourmajor
ein leidenschaftliches Verhältnis.
Sein einziger Freund, Andres, steht seinen Problemen verständnislos
gegenüber.
Niemand nimmt Kenntnis vom Individuum Woyzeck.
Woyzecks Wahn, hinter dem sich nichts anderes verbirgt
als die Krankheitssymptome einer Psychose, erhält auf Grund
seiner neunzigtägigen Erbsendiät, zu der er sich bei dem
Arzt vertraglich verpflichtet hat, und in Verbindung mit der täglichen
Arbeitshetze eine rationale Verbindung: Dem Druck der Umstände,
denen er durch die Dürftigkeit seiner Existenz ausgeliefert
ist, muss Woyzeck schließlich erliegen. Es bleibt im keine
Wahl!
Büchner schreibt dazu im Februar 1834 an seine
Familie:
"Ich verachte niemanden, am wenigsten
wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in niemandes
Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden - weil
wir durch die gleichen Umstände wohl alle gleich würden
und weil die Umstände außer uns liegen."